»Ich gebe Geld für gewaltfreien Protest«
FAZ Sonntagszeitung vom 03. Juni 2007
Marguerite Keck, 58 Jahre
»Ich gebe Geld für gewaltfreien Protest«
»Wir werden alle täglich im Fernsehen mit Bildern überflutet, die uns die Katastrophen in der Welt deutlich machen. Vor zwei Jahren habe ich mir gedacht, dass die Zeit gekommen ist, dagegen auch selbst stärker aktiv zu werden. Vorher haben mich Kinder und Beruf weitgehend ausgelastet. Jetzt bin ich einer Situation, die Engagement zulässt. Zum Beispiel gehe ich in Rostock auf die Straße. Das allein reicht mir aber nicht. Auch wenn es ums Geld geht, muss man sich entscheiden: Mit viel Geld kann man Zinsen anhäufen, man kann es aber auch sinnvoll investieren. Ich habe der Organisation Bewegungsstiftung Geld gegeben. Die Stiftung legt das Geld nach ethischen Kriterien an. Aus den Erträgen werden Projekte gefördert, für Demokratie und Menschenrechte. Derzeit unterstützen wir zum Beispiel die Gruppe »Europäische Märsche« gegen Prekarisierung beim gewaltfreien Protest gegen G 8. Ich finde diese Idee faszinierend: Die Generation der Erben unterstützt junge Menschen, die sich engagieren wollen, denen jedoch oft das Geld fehlt. Aber auch das aktive Engagement ist ganz wichtige, gerade wenn ich mir die G 8 anschaue. Die Politiker treffen sich schon seit Jahrzehnten, und die Welt ist nicht gerechter geworden, eher im Gegenteil. Die Umwelt wird immer mehr verschmutzt, und selbst die Versprechen an die armen Länder werden nicht eingehalten. Die G 8 hat versagt. Ich glaube, dass da viele Menschen meiner Meinung sind, leider äußern sich noch zu wenige. Wir leben in Deutschland, es geht uns nicht schlecht. Die Frage ist aber: Wie gehen wir mit diesem Privileg um, und was für eine Welt hinterlassen wir unseren Kindern?«