Frauen, sorgt für euch!

Frankfurter Rundschau, 29. August 2017
Der nächste Rentenbescheid kommt bestimmt
Von Kirsten Paul
Jetzt wird wieder um die Frauen geworben. „Damit die Rente nicht klein ist, wenn die Kinder groß sind“ plakatiert die SPD. Und die Grünen fordern „Wenn man gleich viel leistet, sollte Frau auch gleich viel verdienen.“
Tatsächlich ist der Handlungsbedarf in Sachen Geschlechtergerechtigkeit offensichtlich: Frauen verdienen deutlich weniger als Männer, sie legen längere Familienpausen ein und übernehmen einen größeren Teil der unbezahlten Sorgearbeit. Auch junge Paare, die sich eigentlich Erwerbs-und Familienarbeit gleichberechtigt aufteilen wollen, rutschen – steuerlich animiert durch das Ehegattensplitting – in das klassische Modell: Er wird zum Hauptverdiener, sie arbeitet Teilzeit und kümmert sich um die Kinder.
Das finanzielle Risiko dieser Rollenaufteilung tragen eindeutig die Frauen. Sie bekommen im Schnitt nur halb so viel Rente wie Männer. In Westdeutschland liegt sie bei nur 600 Euro. Solange Frauen durch ihre Partner im Alter mitversorgt werden, ist das zu verschmerzen. Doch mehr als jede dritte Ehe wird geschieden. Trotz Versorgungsausgleich lässt sich nach Scheidung in den verbleibenden Jahren mit Kindererziehung und Teilzeitarbeit kaum eine angemessene eigene Rente aufbauen. Hinzu kommt die steigende Zahl unverheirateter Paare mit Kindern, wo Frauen nicht auf Versorgungsausgleich oder eigenen Unterhalt hoffen können.
Auch Ehefrauen, die sich trennen, sind durch das seit 2008 geltende Scheidungsrecht schlechter gestellt. Eigenen Unterhalt können sie nur noch erwarten, bis die Kinder drei Jahre alt sind. Danach sollen sie eigenständig für sich sorgen. Doch wer über Jahre „nur“ Hausfrau war, hat schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt.
Was kann Frau tun? Zum einen: die Partei wählen, der sie wirksame Reformen zutraut. Zum anderen: für die eigene Absicherung sorgen. Wer beruflich nicht zurückstecken will, muss die gerechte Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit von seinem Partner einfordern. Wer sich für das traditionelle Modell entscheidet, sollte die finanziellen Nachteile mit einem Ehevertrag oder dem Aufbau einer eigenen Altersvorsorge abfedern. Denn Wahlplakate sind geduldig. Der nächste Rentenbescheid aber kommt bestimmt.