"Kommen Sie da runter!"
Brigitte Woman, 11/2019
Diesen Satz hören Cécile Lecomte und Antje Grothus ständig. Die eine, weil sie von der Polizei von den Bäumen geholt wird. Die andere, weil sie bei Protesten zwischen den Fronten vermittelt. Was treibt die beiden Umweltaktivistinnen an? Und welcher Weg führt eher ans Ziel: stören oder reden?
Von Beatrix Gerstberger
[...] Cécile Lecomte ist 37 Jahre alt. Sie war französische Jugendmeisterin im Sportklettern, machte politisches Straßentheater, kam 2002 zum Wirtschaftsstudium nach Deutschland, erfuhr von den Atommülltransporten nach Gorleben und hatte ihre Berufung gefunden: den Protest. Sie wurde hunderte Male festgenommen, weil es ihr immer wieder gelingt, Atommülltransporte zu behindern, indem sie sich in Bäumen, an Brücken oder Strommasten Hals über Kopf mit gespreizten Beinen und Armen hängen lässt. Ihr Spitzname in der Aktivist*innen-Szene: Eichhörnchen. Ihr Beruf: selbstständige Rebellin.
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Lecomte lebt für ihren Protest - das ist nur möglich, weil sie als sogenannte "Bewegungsarbeiterin" von der Bewegungsstiftung ein monatliches Grundeinkommen von 900 Euro erhält, gespendet von rund 150 Stifter*innen, darunter Ärzt*innen, Künstler*innen, Ingenieur*innen. Viele von ihnen waren selbst in sozialen Bewegungen aktiv und wissen, wie sehr der Erfolg politischer Aktionen vom Geld abhängt. [...]