Protest gegen Atomwaffen
18.01.2022. Das Landgericht Koblenz hat gegen die Bewegungsarbeiter*in Holger Isabelle Jänicke aus Hamburg wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung verhandelt. Das Gericht hatte Jänicke just am 60. Geburtstag geladen. Gemeinsam mit sechzehn weiteren Friedensaktivist*innen aus ganz Deutschland hatte sie am 30.04.2019 eine zweifache mit NATO-Draht verstärkte Einzäunung des Bundeswehr-Geländes überwunden und mit Bannern und Plakaten die täglichen Starts der Militärtornados mit ihrer tödlichen Fracht verhindert.
Jänicke erklärte: „Es geht mir in diesem Verfahren nicht um den Urteilstenor. Nicht um Freispruch oder Verurteilung, geschweige denn um 10, 20 oder 30 Tagessätze. Es geht um die Begründung des Urteils und es geht um den Erkenntnisprozess in der Urteilsfindung. Es geht um ihre Verantwortung für die Welt, in der wir gemeinsam leben. Ich akzeptiere nicht, verurteilt zu werden, weil ich an einem Tag für einige Stunden Verantwortung wahrgenommen habe. Ich werde aber nicht widersprechen, wenn sie mich dafür verurteilen, dass ich meine Verantwortung nur unzureichend wahrgenommen habe, nämlich nur an einem von 365 Tagen im Jahr.“
Jänicke, dessen Vater an der Entwicklung der Bewaffnung der Tornado-Flugzeuge beteiligt war, thematisierte vor allen die Verantwortung, die wir alle – auch das Gericht – für die Zukunft dieser Erde wahrnehmen müssen. „Wir müssen uns lösen von der Zerteilung der Verantwortung. Der Ingenieur entwickelt ein kleines Bauteil, das der nächste Techniker anderswo ausbaut und nach Tausend Schritten ist eine Massenvernichtungswaffe entstanden, die niemand gebaut hat, weil jeder nur einen winzig kleinen Beitrag geleistet hat. Das führt dazu, dass am Ende sich niemand mehr für irgendwas verantwortlich fühlt, also zu organisierter Verantwortungslosigkeit – und diese wiederum führt zur Banalität des Bösen.“, so Jänicke.
Die Kammer unter Vorsitz von Richterin Klein verurteilte die nunmehr 60-jährige Angeklagte nach drei Minuten Urteilsberatung zu 30 Tagessätzen á 17 €. Zur Begründung erklärte Richterin Klein, es stehe ihr nicht zu, über Atomwaffen zu befinden.