Windkraftanlage auf einem Getreidefeld. Foto: Windwärts

Geld und Akzeptanz

Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau vom 29.03.2022

Von Wiebke Johanning

Kaum jemand freut sich über Windräder in Sichtweite. Aber die Bereitschaft, sie hinzunehmen, wächst, wenn die Menschen in der Region an den Gewinnen beteiligt werden.

Ab jetzt wird nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat den Ausbau der Erneuerbaren ganz oben auf die Agenda gesetzt. Der Ukraine-Krieg erhöht den Druck noch einmal. Wenn wir die Klimakatastrophe verhindern und den Geldfluss in Putins Kriegskasse stoppen wollen, müssen wir raus aus Kohle, Gas und Öl und rein in Sonnen- und Windkraft.

Das Wirtschaftsministerium will dafür die Weichen stellen und Windkraft- und Solaranlagen massiv ausbauen. Bis 2035 soll der deutsche Strom „nahezu vollständig“ aus erneuerbaren Energien stammen.

Damit das gelingt, braucht es zwei Dinge: Geld und Akzeptanz. Dafür müsste die Regierung die Bürger:innen stärker an der Energiewende teilhaben lassen. Die Voraussetzungen dafür sind eigentlich gut. Viele Menschen wollen in Klimaschutz investieren und suchen eine grüne Geldanlage. Doch es gibt Hürden, die die Politik anpacken muss.

Stichwort Geld: Nötig sind mehr Geld und weniger Bürokratie für Hauseigentümer:innen und Mieter:innen, die über Anlagen auf ihrem Dach Wärme und Strom aus Erneuerbaren beziehen wollen. Darauf haben die Verbraucherzentralen hingewiesen.

Was grüne Geldanlagen angeht: Die neue EU-Taxonomie, die Gas und Atom als nachhaltig deklariert, sowie Skandale und Pleiten von Grünen Fonds oder Windkraftfirmen erschüttern das Vertrauen der Anleger:innen. Hier muss der Gesetzgeber für Orientierung und Kontrolle sorgen. Gleichzeitig dürfen die Auflagen im grauen Kapitalmarkt auch nicht so groß werden, dass kleinere Genossenschaften kein Anlage mehr finanziert bekommen.

Damit kommen wir zum zweiten Problem: der Akzeptanz. Niemand freut sich über Windräder in Sichtweite. Aber die Bereitschaft, sie hinzunehmen, wächst, wenn die Menschen in der Region an den Gewinnen beteiligt werden. Wenn sie selbst investieren können, wenn Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden oder Erlöse ihren Kommunen zu Gute kommen. Energiegesellschaften in der Hand von Bürger:innen können ein zentrales Mittel der Beteiligung sein. Diese müssen gestärkt werden.

Auch Banken könnten einen Beitrag leisten und Sparkassenbriefe oder Pfandbriefe anbieten, die mit der Finanzierung von solchen Projekten in der eigenen Region verknüpft sind.

Die Autorin ist Mitarbeiterin der Bewegungsstiftung. Die Gemeinschaftsstiftung fördert Protestbewegungen und wird von mehr als 240 Stifter:innen getragen.