Foto unserer Bewegungsarbeiterin Dorothee Häußermann. Foto: privat
Foto unserer Bewegungsarbeiterin Dorothee Häußermann. Foto: privat

Dorothee Häußermann

Schmelzende Gletscher, brennende Wälder, ganze Regionen ohne Trinkwasser – das alles lässt Dorothee Häußermann keine Ruhe. Jeden Tag schrumpft das Zeitfenster, in denen wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindern können. Doch die Regierung ergreift keinerlei Maßnahmen, die der Bedrohung angemessen wären – besonders wird das an der Verschleppung des Kohleausstiegs deutlich wird. Darum hat sich Dorothee entschlossen, das Problem selbst in die Hand zu nehmen. 

Seit 2009 ist Dorothee in Gruppen aktiv, die sich für Klimagerechtigkeit und sofortigen Kohleausstieg einsetzen, z.B. bei ausgeCO2hlt oder im Ende-Gelände-Bündnis, das sie mit angestoßen hat. Ansatzpunkt für die Kampagnen ist das rheinische Braunkohlerevier bei Köln – mit drei Tagebauen und drei Großkraftwerken eine der größten CO2-Quellen Europas. Mit ihren Mitstreiter*innen organisiert Dorothee Aktionen des zivilen Ungehorsams direkt an der Tagebau-Infrastruktur, Klimacamps, aber auch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu Wachstumskritik und Klimagerechtigkeit (z.B. die erste Degrowth-Sommerschule oder den People's Climate Summit parallel zum 24. UN-Klimagipfel in Bonn). Ziel ist es, eine Bewegung aufzubauen, die das Thema Klimawandel auf die Straße (auf die Schiene, auf die Bäume…) bringt, um dadurch Druck auf die Politik auszuüben.  

Nach jahrelanger Aufbauarbeit ist die Anti-Kohle-Bewegung stark gewachsen. An der letzten Ende-Gelände-Aktion im Oktober 2018 nahmen über 6000 Menschen teil und brachten die Forderung nach Kohleausstieg nachdrücklich in die bundesweiten und internationalen Medien. Um solche spektakulären Massenaktionen vorzubereiten, braucht es das ganze Jahr über Hintergrundarbeit: Dorothee bereitet Planungstreffen vor, schreibt Pressemitteilungen und Newsletter-Texte oder spricht bei Workshops über den Klimawandel, um Menschen dafür zu begeistern, mit Ende Gelände in die Grube oder auf die Gleise zu gehen. Letztes Jahr stand Dorothee wegen ihrer Teilnahme an einer Ende Gelände Aktion vor Gericht. Dort hat sie sich mit der Unterstützung von kundigen Mitstreiterinnen selbst verteidigt – und konnte aufgrund ihrer guten Argumente nicht schuldig gesprochen werden. Das Verfahren wurde eingestellt. Die Prozessführung und die Öffentlichkeitsarbeit dazu sieht Dorothee als Teil der politischen Auseinandersetzung.  

All das braucht Zeit und ist nicht an einem freien Abend zu schaffen. 2011 hat Dorothee darum ihren Beruf als Deutsch- und Englischlehrerin ganz an den Nagel gehängt. „Englische Romane und korrekte Zeichensetzung sind mir immer noch wichtig. Doch der Kampf gegen den Klimawandel erscheint mir gerade dringender.“ Seitdem arbeitet sie freiberuflich im Umweltbildungsbereich. Den Hauptteil ihrer Zeit steckt sie allerdings in unbezahlte Arbeit.

Dorothee ist überzeugt, dass ziviler Ungehorsam angesichts der Klimakrise ein legitimes Mittel ist, um der Dringlichkeit der Bedrohung Ausdruck zu verleihen und die Öffentlichkeit wachzurütteln. Geld verdienen lässt sich damit allerdings nicht damit. Ausgeco2hlt und Ende Gelände arbeiten ohne Büros und bezahlte Stellen. Dadurch bleiben die Gruppen unabhängig, sind offen für alle Menschen, die sich beteiligen wollen und können mutige Aktionen planen. Gleichzeitig ist es eine große Herausforderung, das zeit- und kraftaufwändige Engagement mit der Sicherung des Lebensunterhalts zu vereinbaren. Dorothee sieht in der Unterstützung durch ihre Paten und Patinnen die Möglichkeit, diesen Spagat zu meistern und langfristig all ihre Energie in die Bewegungsarbeit zu geben.  
 
Wenn Sie mehr über Dorothees Vorstellung von einer kollektiven Energiewende wissen möchte, lesen Sie ihren taz-Artikel oder ihre Kolumne beim klimareporter. Oder melden Sie sich einfach bei ihr direkt, wir vermitteln gerne einen Kontakt.