Bruno Watara

Wenn man Bruno Watara nach seinem politischen Ziel fragt, ist seine Antwort kurz und knapp: »Ich möchte, dass Flüchtlinge in Deutschland wie Menschen behandelt werden – mit Respekt.« Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist und die Realität anders aussieht, weiß der Flüchtlingsaktivist aus eigener Erfahrung.

Bruno Watara wurde 1963 in Togo geboren und ist dort aufgewachsen. Als Student begann er, sich in der Oppositionsbewegung gegen das Regime des Diktators Gnassingbé Eyadéma zu engagieren. Als er 1993 Zeuge eines politischen Mordes wurde, musste er über den Benin nach Ghana fliehen. Weil er auch dort nicht sicher vor Verfolgung war, flüchtete er 1997 nach Deutschland. Hier stellte er einen Asylantrag und wurde in ein Flüchtlingslager in Tramm-Zapel in Mecklenburg-Vorpommern geschickt. Bruno nennt diese heruntergekommene Militärkaserne mitten im Wald, die mittlerweile nicht mehr als Unterkunft genutzt wird, nur das »Dschungelheim«: »Ich war sieben Jahre an diesem Ort – ohne Kontakt nach außen, ohne Perspektive, ohne zu wissen, was morgen kommt. Man fühlt sich wie gefesselt.« Das gesamte Lager in Tramm-Zapel wurde videoüberwacht und war mit Stacheldraht eingezäunt, BesucherInnen wurden von einem angeketteten Schäferhund »begrüßt«. Der nächstgelegene Ort mit Einkaufsmöglichkeit war neun Kilometer entfernt und für den Bus, der nur zweimal am Tag verkehrte, reichte das Geld häufig nicht aus.

Zusammen mit anderen Flüchtlingen begann Bruno sich gegen die menschenunwürdigen Verhältnisse zu wehren. Er kam in Kontakt mit dem bundesweiten Nolager-Netzwerk, mit dem er viele Aktionen und Demonstrationen vorbereitete. So mobilisierte er 2007 die Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern zur Demonstration gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Und er organisierte 2004 die Proteste von Flüchtlingen mit, die schließlich dazu führten, dass Flüchtlingslager wie das »Dschungelheim« in Tramm-Zapel durch neue Unterkünfte ersetzt wurden.

Seit 2006 ist Brunos eigener Aufenthaltsstatus durch eine Partnerschaft gesichert – doch das lange Leben im Lager und die jahrelange Bedrohung durch Abschiebung haben ihn politisch stark geprägt. Mittlerweile lebt er in Berlin und hat einen Minijob als Haushaltshilfe. Doch seine übrige Zeit widmet er dem Kampf für die Rechte von Flüchtlingen. »Ich kann doch die Leute, die noch in den Lagern sind, nicht einfach vergessen. Ich habe das schließlich selbst erlebt und weiß, was die Isolation anrichtet. Irgendwann verlässt einen jeder Mut.«

Als Beispiel nennt er einen Flüchtling aus der Elfenbeinküste, der seit 15 Jahren in einem Lager in Parchim lebt. »Er ist völlig traumatisiert, hat keinen Kontakt zur Familie und keinen Kontakt nach draußen, geht nicht raus.« Hier will Bruno versuchen zu helfen. »Ich will Menschen Selbstvertrauen geben, damit sie selbst für ihre Rechte kämpfen.« Dafür reist er durch ganz Deutschland, besucht Lager und hält den Kontakt zu den Flüchtlingen.

Außerdem engagiert er sich in verschiedenen Organisationen, wie der Flüchtlingsorganisation »The VOICE Refugee Forum«  und der »Initiative Zusammenleben e.V. «, die Flüchtlinge und MigrantInnen mit prekärem Aufenthaltsstatus unterstützt. Er arbeitet auch im »Bündnis gegen Lager« mit, das eine Kampagne gegen die Lagerunterbringung von Flüchtlingen in Brandenburg initiieren möchte. 2011 nahm Bruno an dem Karawane-Projekt der »Assoziation der Abgeschobenen Malis« teil. Zusammen mit anderen AktivistInnen reiste er von Mauretanien über Mali nach Dakar/Senegal, um am dort tagenden Weltsozialforum teilzunehmen.

Die Vernetzung mit anderen AktivistInnen und die Teilnahme an Aktionen ist Bruno wichtig – hieraus zieht er seine Kraft: »Die Aktionen und Demos zeigen einem, wie viel man gemeinsam schaffen kann.« Er wird weitermachen – bis Flüchtlinge mit dem Respekt behandelt werden, den sie verdienen. Bruno ist seit Juni 2010 Bewegungsarbeiter.

Einige Links zu Initiativen, an denen Bruno Watara beteiligt ist:

Bündnis gegen Lager Berlin/Brandenburg
http://bglbb.blogsport.de/

Bamako-Dakar-Karawane
http://www.afrique-europe-interact.net/