Interview mit Maren Bedau

Stifter*innen vorgestellt

„In Deutschland gibt es keine Chancengleichheit“

Stifter*innen vorgestellt: Maren Bedau ist die 250. Stifterin der Bewegungsstiftung und erklärt im Interview, warum sie mit einem Teil ihres Einkommens soziale Bewegungen fördert

Wie haben Sie von der Bewegungsstiftung erfahren?
Maren Bedau:
„Durch meinen Mann. Der war lange im Bereich Datenschutz politisch aktiv und war vor einigen Jahren bei einem Treffen der Bewegungsstiftung in Verden. Er hat davon berichtet, wie viele spannende Projekte die Bewegungsstiftung fördert. Ich bin dann wieder auf die Stiftung gestoßen, als ich von der Initiative „taxmenow“ erfahren habe, die sich für mehr Steuergerechtigkeit einsetzt und von Stifter*innen gegründet wurde. Denn die wachsende soziale Ungleichheit ist für mich ein ganz wichtiges Thema. Das positive Besetzen von Reichensteuer von vermögenden Menschen selbst, das finde ich einen guten Ansatz.“

Was hat Sie überzeugt, Stifterin zu werden?
„Ich spende regelmäßig an verschiedene Initiativen und habe mir meine Förderprojekte immer selbst rausgesucht. Dadurch, dass mein Einkommen in den letzten Jahren gestiegen ist, hätte ich auch mehr Projekten spenden können. Ich habe es aber nicht geschafft, mich darum zu kümmern. Da habe ich mir gesagt, ich will es nicht nur bei dem Vorsatz belassen. Deshalb ist die Bewegungsstiftung für mich eine gute Struktur, an die ich nun regelmäßig Geld geben werde. Dann habe ich zukünftig einen Ansprechpartner für meinen Wunsch, progressive Projekte zu unterstützen.“

Was machen Sie beruflich?
„Ich bin Anwältin mit Schwerpunkt Gesundheitsrecht in einer Großkanzlei, vertrete beispielsweise Krankenhäuser gegenüber Krankenkassen und staatlichen Behörden. Das ist ein sehr zeitintensiver Job. Daneben bleibt mir in der Regel keine Zeit, mich sozial oder politisch zu engagieren.“

Würden Sie sich selbst als vermögend bezeichnen?
„Ich habe nicht reich geerbt, habe auch kein großes Vermögen. Aber aufgrund meines Einkommens gehöre ich wohl zu den obersten zehn Prozent der Gesellschaft, was die Steuerpflicht betrifft. Ich verdiene gerade mehr, als ich zum Leben brauche und ich habe beschlossen: Ich brauche nicht noch mehr Vermögensaufbau für mich.“

Welche politischen Themen interessieren Sie?
„Soziale Ungleichheit, Zugang zu Bildung, Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit. Das Thema ist ein roter Faden in meinem Leben. Ich finde, in Deutschland gibt es keine Chancengleichheit. Eigentlich müsste ich mich auch noch mehr für Klimaschutz engagieren, das habe ich aber noch nicht getan.“

Sind Sie in anderen Bereichen politisch engagiert?
„Aktuell nicht, früher schon. Ich habe mich, seit ich 15 war, in der Schüler*innenvertretung engagiert, später dann in der Studierendenpolitik und war bis Ende 20 in einem Jugendverband aktiv. Ich hab viel Bildungsarbeit gemacht, Kongresse und Seminare veranstaltet und Fördermittel beantragt, kenne also auch diese Seite.“

Die Bewegungsstiftung bietet ihren Stifter*innen die Chance, bei der Projektbegleitung oder Antragsauswahl mitzuarbeiten. Kommt das für Sie in Frage?
„Im Augenblick lässt das meine Zeit nicht zu. Aber es wird auch wieder Lebensphasen geben, wo mehr möglich ist. Ich will auf jeden Fall mal an einem Treffen teilnehmen, um die Menschen in der Stiftung persönlich kennenzulernen.“

Was wünschen Sie der Bewegungsstiftung?
„Ich finde es toll, dass es in der Stiftung einen Austausch zwischen verschiedenen sozialen Bewegungen gibt. Das finde ich sehr spannend und wünsche der Stiftung, dass dieses Zusammenbringen von Projekten weiter gelingt. Ich finde es wichtig, dass sich Bewegungsakteure mit unterschiedlichen Ansätzen nicht auseinanderdividieren, sondern die Kräfte bündeln und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.“